Peer Steinbrück hat auf den Brief des OV Rotthausen vom 11. Januar reagiert und seine Position in einer Antwort dargelegt. Hintergund war das Parteiordnungsverfahren gegen Wolfgang Clement, dass der OV aktiv mitbetrieben hat. Peer Steinbrück hatte dieses Verfahren als schädlich für die Meinungsvielfalt in der Partei angesehen und sich in seinem Buch "Unterm Strich" entsprechend geäußert.

Liebe Genossinnen und Genossen, habt vielen Dank für das Schreiben im Namen des Ortsvereins Gelsenkirchen-Rotthausen vom 11. Januar 2012 zum Parteiausschlussverfahren gegen Wolfgang Clement. Ich möchte euch eine Antwort nicht schuldig bleiben. Ich halte daran fest, dass es Neigungen gibt, sich als Tempelwächter sozialdemokratischer Korrektheiten und Verteidiger eines sozialdemokratischen Kodex aufzuschwingen. Diese Erfahrungen habe ich in jüngster Zeit wieder gemacht. Sobald ich eine Position einnehme, die ich sachlich für richtig halte, die aber von der Mehrheitsmeinung der Partei abweicht, erfahre ich öffentliche Reaktionen von immer denselben Mitgliedern der Partei. Ungeachtet dessen wie weit wir gemeinsam von den Haltungen Thilo Sarrazins oder Wolfgang Clements entfernt sind, missfällt mir der Umgang auch mit solch abweichenden Positionen. Eine Volkspartei wie die SPD wird sich dem inhaltlichen stellen müssen, wenn sie Volkspartei bleiben will und dem Vorwurf einer breiten Wählerschaft entgehen will, sich unliebsamer Meinungen per Ausschlussverfahren zu entledigen. Zwar nicht die Berliner SPD insgesamt- auch nicht in Form von Beschlüssen des Landesvorstandes- wohl aber nennenswerte Stimmen innerhalb der SPD haben in der Tat den buchstäblich ausgezeichneten Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky in die Nähe eines Parteiausschlussverfahrens gebracht, so dass dies auch den Medien nicht verborgen blieb. (…………….)

Mit vielen Grüßen Peer Steinbrück