Die aktuellen Forderungen der SPD seit 2007 sind: „Wir wollen eine friedlichere und gerechtere Welt. Wir wollen das soziale und demokratische Europa. Wir wollen eine solidarische Bürgergesellschaft, eine Kultur des Respekts und der Anerkennung und einen handlungsfähigen demokratischen Staat. Wir wollen die Gleichstellung der Geschlechter verwirklichen. Wir wollen durch qualitatives Wachstum Wohlstand und Lebensqualität für alle ermöglichen und unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen. Wir wollen gute Arbeit und gerechten Lohn für alle.
Wir wollen den vorsorgenden Sozialstaat, der Sicherheit, Teilhabe und gleiche Lebenschancen gewährleistet. Wir wollen bessere Bildung für alle in einer kinder- und familienfreundlichen Gesellschaft.“ Die Grundwerte der Sozialen Demokratie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind die gleichrangigen und einander bedingenden Grundwerte der Sozialdemokratie. Sie haben ihre geistigen Wurzeln im christlichen Menschenbild, im Humanismus, in der Aufklärung und in den Erfahrungen der Arbeiterbewegung. Diese Werte genießen in unserer Gesellschaft eine unverändert hohe Wertschätzung. Nicht der sozialdemokratische Wille zu Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität muss neu begründet oder definiert werden. Beantworten müssen wir die Frage, wie wir diesen Grundwerten unter den veränderten Bedingungen des 21. Jahrhunderts auf neue Weise gerecht werden können.
Menschen werden als vernunftbegabte Wesen geboren, fähig zu Freiheit und Verantwortung, mit gleichen Rechten und mit gleichen Pflichten. Die gleiche Würde und die gleiche Freiheit aller Menschen bilden den Ausgangspunkt und das Ziel all unseres politischen Handelns. Sozialdemokraten streben eine Gesellschaft an, in der jeder Mensch seine Persönlichkeit in Freiheit entfalten kann. Die Würde des Menschen ist unabhängig von seiner Leistung und Nützlichkeit. Die Sozialdemokratie ist eine Freiheitsbewegung. Ohne die Freiheit des Einzelnen im Sinne sozial verantworteter Selbstbestimmung kann es eine freiheitliche Gesellschaft nicht geben. Zugleich hat die Freiheit des Einzelnen ihrerseits gesellschaftliche Voraussetzungen. Freiheit bedeutet nicht nur die Freiheit von Zwängen, sondern vor allem die Freiheit zu einer eigenen Lebensgestaltung. Denn nur wenn Menschen den Zugang zu öffentlichen Gütern wie Bildung und Information haben und wenn sie ausreichende materielle Absicherung genießen, sind sie in der Lage ein freies Leben zu führen.
Freiheit ohne Verantwortung gibt es nicht: Wer Rechte hat, hat auch Pflichten. Freiheit kann dauerhaft nur dort gesichert werden, wo jeder einzelne Mensch nach seinen Möglichkeiten Verantwortung für sich selbst, für seine Mitmenschen und die Gemeinschaft übernimmt. Gerechtigkeit verlangt, dass alle Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation die Möglichkeit besitzen, an den Voraussetzungen und Mitteln eines selbst bestimmten und selbst verantworteten Lebens teilzuhaben. Gerechte Teilhabe bedeutet zuallererst Chancengleichheit. Sie ist deshalb erst dort verwirklicht, wo jeder Mensch immer wieder neu die Möglichkeit zum selbst verantworteten Leben, zur Teilhabe an Bildung, an Arbeit und den Möglichkeiten der Gesellschaft erhält. Auch die gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstands zielt auf die Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten und Lebenschancen aller Menschen in unserer Gesellschaft.
Gerechtigkeit erfordert, dass die gleiche Freiheit und die gleiche Würde aller Menschen gewährleistet werden – unabhängig von ihren jeweiligen Leistungen für die Gemeinschaft. Gerechtigkeit erfordert aber ebenso die Anerkennung ihrer unterschiedlichen Leistungen für die Gemeinschaft. Solidarität ist die Bereitschaft von Menschen und Gruppen, auch über rechtliche Verpflichtungen hinaus, aktiv und freiwillig füreinander einzustehen. Es geht um das Eintreten für Schwächere, zugleich aber auch um die Bereitschaft aller Menschen, sich aktiv für die Angelegenheiten ihres Gemeinwesens einzusetzen. Diese Bereitschaft zum Miteinander der Menschen ist grundlegend für unsere Gesellschaft. Unser Sozialstaat ist organisierte Solidarität. Nur ein Gemeinwesen, dessen Angehörige zur Solidarität fähig und bereit sind, wird sich den künftigen Herausforderungen gewachsen zeigen. Aber die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Solidarität kommen nicht von selbst und lassen sich nicht erzwingen. Vielmehr muss Solidarität in einem Verständigungsprozess unserer Gesellschaft Tag für Tag immer wieder neu hervorgebracht werden. Unter den Bedingungen einer individualisierten Gesellschaft mit ihren unterschiedlichen Lebensweisen wird aktiv gelebte Solidarität schwieriger und wichtiger zugleich